Peter-Paul Verbeek (Twente):
On Intertechnicality.
Postphänomenologie, Neuer Materialismus und digitale Materialität
Wie lässt sich die neue Materialität, die digitale Technologien hervorbringen, konzeptualisieren? Da Informationstechnologien zunehmend mit unserer physischen Umgebung verschmelzen, können Mensch-Maschine-Interaktionen nicht mehr unter dem Konzept der ‚Benutzung‘ subsumiert werden, sondern geraten als Immersion, Telepräsenz, Fusion, Augmentation oder Robotisierung in den Blick. In dieser Keynote Lecture werde ich Erkenntnisse aus der Postphänomenologie und dem Neuen Materialismus zusammenführen und erweitern, um die Implikationen dieser neuen, digitalen Materialität genauer zu analysieren.
Die Postphänomenologie hat sich den technologischen ‚Mitteln’ als ‚Medium’ angenähert, als aktives ‚Dazwischen’, das den Menschen und die Welt verbindet. Neue Technologien haben sich jedoch vom ‚Mittel’ zu einem technologischen ‚Milieu’ und zuweilen zu einem interaktiven techno-humanen ‚Morph’ entwickelt. Diese neuen Konfigurationen bringen neue Formen vermittelter Intentionalität – mit dreieckigen, lemniskatischen und chiasmatischen Strukturen – und fügen der Interkorporalität (intercorporality) sozialer Beziehungen eine Dimension der Intertechnikalität (intertechnicality) hinzu.