Keynote I (auf englisch)

Peter-Paul Verbeek (Twente):

On Intertechnicality.
Postphänomenologie, Neuer Materialismus und digitale Materialität

Die Postphänomenologie hat sich den technologischen ‚Mitteln’ als ‚Medium’ angenähert, als aktives ‚Dazwischen’, das den Menschen und die Welt verbindet. Neue Technologien haben sich jedoch vom ‚Mittel’ zu einem technologischen ‚Milieu’ und zuweilen zu einem interaktiven techno-humanen ‚Morph’ entwickelt.
Moderation: Selin Gerlek (Hagen/München)

Wie lässt sich die neue Materialität, die digitale Technologien hervorbringen, konzeptualisieren? Da Informationstechnologien zunehmend mit unserer physischen Umgebung verschmelzen, können Mensch-Maschine-Interaktionen nicht mehr unter dem Konzept der ‚Benutzung‘ subsumiert werden, sondern geraten als Immersion, Telepräsenz, Fusion, Augmentation oder Robotisierung in den Blick. In dieser Keynote Lecture werde ich Erkenntnisse aus der Postphänomenologie und dem Neuen Materialismus zusammenführen und erweitern, um die Implikationen dieser neuen, digitalen Materialität genauer zu analysieren. 

Die Postphänomenologie hat sich den technologischen ‚Mitteln’ als ‚Medium’ angenähert, als aktives ‚Dazwischen’, das den Menschen und die Welt verbindet. Neue Technologien haben sich jedoch vom ‚Mittel’ zu einem technologischen ‚Milieu’ und zuweilen zu einem interaktiven techno-humanen ‚Morph’ entwickelt. Diese neuen Konfigurationen bringen neue Formen vermittelter Intentionalität – mit dreieckigen, lemniskatischen und chiasmatischen Strukturen – und fügen der Interkorporalität (intercorporality) sozialer Beziehungen eine Dimension der Intertechnikalität (intertechnicality) hinzu.

Peter-Paul Verbeek ist Professor für Technikphilosophie am Institut für Philosophie der Universität Twente. Er ist Vorsitzender der Forschungsgruppe „Philosophy of Human-Technology Relations“ und Co-Direktor des DesignLab der Universität Twente. Er ist außerdem Ehrenprofessor für Techno-Anthropologie an der Universität Aalborg, Dänemark. Seine Forschung konzentriert sich auf die Philosophie der Mensch-Technik-Beziehungen und zielt darauf ab, zur philosophischen Theorie, ethischen Reflexion und Praxis von Design und Innovation beizutragen.

Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem NWO-VENI Award (2003), dem VIDI Award (2007), dem VICI Award (2014), dem Borghgraef Prize in Biomedical Ethics 2012 (Universität Leuven) oder dem World Technology Award in Ethics 2016 (World Technology Network, New York).