Was ist neu an der Mensch-Maschine-Interaktion? Zum Stand gegenwärtiger Mensch-Maschine-Interaktion (auf deutsch)
Moderation: Sebastian Schleidgen (Hagen/München)
13:00–13:40 Uhr
Gabriele Gramelsberger (Aachen): Maschinenrationale Sozialität. Kritik der in maschinelle Lernverfahren eingeschriebenen Sozialität
Das Besondere an maschinellen Lernverfahren im Unterschied zu anderen algorithmischen Strukturen ist, dass ihnen eine spezifische Sozialität eingeschrieben ist. Diese reduzierte Form der Sozialität zeigt sich bereits in Alan Turings Essay Computing Machinery and Intelligence von 1950, wenn Turing postuliert, dass Maschinen Intelligenz haben können, obwohl die Turingtafeln menschlicher Maschinen unbekannt sind.
Turings Postulat basiert auf dem folgenschweren Umkehrschluss, dass auch für die absichtsvolle Motivation von Menschen gelte, „that being regulated by laws of behaviour implies being some sort of machine“. Turing behauptet nun weiter, dass die absichtsvolle Motivation der Auswahl und des Einsatzes von Regeln auch als Lernen verstanden werden könne und es vor allem um die Exteriorisierung von Lernmechanismen ginge. Dabei hat er die klassischen, behavioristischen Lernstrategien in Form negativer und positiver Verstärkung im Sinn, die er für das Lernen in „child machines“ reklamiert. Der Beitrag geht dieser Entwicklungslinie nach, die heute im sogenannten Reinforcement Learning zum Einsatz kommt und die es in ihrer maschinenrationalen Sozialität ML-Algorithmen ermöglicht, sich mittlerweile selbst trainieren zu können.
13:40–14:20 Uhr
Manfred Hild (Berlin): Über die haptische Interaktion mit selbstreferenziellen Maschinen
Bricht man mit der allgemein vorherrschenden Auffassung, dass autonome Roboter mit separaten Sensoren und Aktuatoren ausgestattet sein müssen, die alle mit einem zentralen digitalen Prozessor verbunden sind, und setzt stattdessen spezielle lokale sensomotorische Schleifen, sogenannte „Cognitive Sensorimotor Loops“ (CSLs) ein, dann treten plötzlich erstaunlich reichhaltige und vielseitige Verhaltensweisen zutage. Diese entfalten sich durch die enge Kopplung zwischen Körper und Umwelt und insbesondere durch die haptische Interaktion mit dem Menschen.
Wie sich herausstellt, benötigen CSLs keinen digitalen Prozessor, sondern lassen sich über einfache analoge Schaltungen realisieren. Dadurch eröffnet sich auf natürliche Weise die Möglichkeit, neuartige synapsenähnliche Bauelemente (sog. Memristoren) einzusetzen – sowohl zur Implementierung adaptiver Prozesse (Bewegungsoptimierung), als auch zur Speicherung impliziter Modelle während der Selbstexploration des Körpers.
14:20–15:00 Uhr
Christopher Coenen (Karlsruhe): Die Digitalisierung des Taylorismus. Von der Alterität zum Embodiment und zurück?
Der Beitrag ist ein Versuch, Elemente des postphänomenologischen Ansatzes Don Ihdes für eine vergleichende Analyse historischer und digitaler Taylorismen zu nutzen. Die Annahme ist dabei, dass sein Ansatz unter anderem einer umfassenderen Ausweitung auf kollektives Handeln und interpersonale Beziehungen bedarf.