Soziale, kulturelle und ethische Folgen neuer Mensch-Maschine-Interaktion (auf deutsch)
Moderation: Johanna Seifert (Hagen/München)
12:00–12:40 Uhr
Janina Loh (Wien): Verantwortung in der Mensch-Roboter-Interaktion
In meinem Vortrag gehe ich in drei Schritten vor: Im ersten Teil umreiße ich das traditionelle Konzept der Verantwortung mit seinen fünf Relationselementen und fasse die Bedingungen zusammen, die erfüllt sein müssen, um jemanden als potenziell verantwortlich zu bezeichnen. Im zweiten Teil meines Vortrags skizziere ich die drei Arbeitsfelder der Disziplin der Roboterethik, indem ich zwischen Robotern als potenziellen moralischen Subjekten, Robotern als Objekten moralischen Handelns und inklusiven Ansätzen unterscheide. Im dritten Teil meines Vortrags schließlich werde ich das Phänomen der Verantwortung innerhalb dieser drei Felder der Roboterethik analysieren – Roboter als verantwortliche Subjekte, Roboter als Objekte verantwortlichen Handelns und Verantwortung in Bezug auf inklusivere Ansätze. Aus naheliegenden Gründen beschränkt sich die Untersuchung auf die moralische Verantwortung und schließt andere wichtige Verantwortlichkeiten wie etwa die strafrechtliche oder die politische Verantwortung aus.
12:40–13:20 Uhr
Armin Grunwald (Karlsruhe): Herr Kollege Roboter. Von der Anthropomorphisierung der Technik und der Selbst-Technisierung der Menschen
Im Zuge des Fortschritts der KI und der Robotik entstehen neue MMI, in denen technische Systeme zusehends vermenschlicht werden. Dies lässt sich an vielfach verwendeten Sprachgebräuchen belegen. Diese Systeme werden zusehends als Gegenüber des Menschen „auf Augenhöhe“ beschrieben, so etwa, wenn für die entstehende Industrie 4.0 vom „Kollegen Roboter“ gesprochen wird. Umgekehrt zieht über die digitale Selbstmodellierung des Menschen als datenverarbeitende Maschine, sozusagen als Computer auf zwei Beinen, eine zunehmend technische Selbstbeschreibung des Menschen in Alltagssprache und Wahrnehmung ein. Im Vortrag werde ich beide Tendenzen erläutern und belegen sowie Schlussfolgerungen in ethischer und anthropologischer Hinsicht ziehen.
13:20–14:00 Uhr
Irina Gradinari (Hagen): Verkörperte Technologien. Über den Blick der Cyborgs
Cyborgs im Film sind an der Schnittstelle der filmischen Traditionen, des kapitalistischen Betriebssystems und der digitalen Technologien (z.B. Morphing-Software) verortet, die nun so weit entwickelt wurden, dass das Genre Science Fiction eine grundsätzliche Verschiebung erfährt. Die Zukunft ist nun da: Wir leben in der Zukunft, in multimedialen und pluralen Optionen, in denen die Künstliche Intelligenz als Mensch und Menschen als Maschinen handeln. Mit der Performanz der Cyborgs als (universell gedachte) Menschen werden nicht nur unweigerlich Geschlechts-, Klassen-, Race- und Ethnizitätsmarkierungen neu verhandelt, sondern es werden heute neue Begehrensformen und politische Bedürfnisse generiert. In diesem Zusammenhang werde ich beschreiben, wie in unterschiedlichen Filmen eine solche Verschiebung stattfindet und welche politischen Applikationen für unser Selbstverständnis dies hat.